Afternoon Tea

Die Kunst des Genießens: Eine Reise in die Welt der britischen Tea Time

Was ist der britische Afternoon Tea und was gibt es dabei zu beachten? Eine kleine Einführung in die typisch britische Tea Time.

Die Entstehung der britischen Tea Time

Tee wurde erstmals im 17. Jahrhundert in Großbritannien eingeführt, hauptsächlich durch den Handel mit der Ostindien-Kompanie. Zu dieser Zeit war wurde er als teures Luxusgut nur von der Oberschicht genossen. Im 18. Jahrhundert begann Tee allmählich erschwinglicher zu werden, was dazu führte, dass er von einer breiteren Bevölkerungsschicht konsumiert werden konnte.

Die Tradition des Afternoon Tea wird oft auf Anna, die Herzogin von Bedford, im frühen 19. Jahrhundert zurückgeführt. Anna fühlte sich zwischen dem Mittag- und dem Abendessen hungrig und begann, Tee und kleine Snacks in ihrem Zimmer zu genießen. Sie lud Freunde ein, sich ihr anzuschließen, und dies entwickelte sich zu einer regelmäßigen Gewohnheit. Diese geselligen Teepausen wurden bald von anderen wohlhabenden Damen übernommen und verbreiteten sich in der Oberschicht. Nach und nach entstanden feste Konventionen und eine Etikette, die mit dem Afternoon Tea verbunden waren, einschließlich der Präsentation von herzhaften Sandwiches, Scones und süßen Leckereien.

Im Verlauf der viktorianischen Ära wurde der Afternoon Tea zu einem wichtigen sozialen Ereignis. Teehäuser und Teestuben entstanden, die Etikette wurde strenger, und die Einhaltung der richtigen Verhaltensregeln während der Tea Time wurde zu einer wichtigen sozialen Norm.

Im 20. Jahrhundert wurde die Tea Time weniger formell, aber blieb dennoch ein wichtiger Bestandteil der britischen Kultur. Die verschiedenen Teepausen wie Afternoon Tea, High Tea und Cream Tea sind heute immer noch beliebt und werden in vielen Hotels und Restaurants angeboten.

Varianten der britischen Teestunde

Die Begriffe „Light Tea“, „Afternoon Tea“ und „High Tea“ werden oft similar verwendet, haben jedoch unterschiedliche Bedeutungen und Traditionen. Alle sind Varianten der britischen Tea Time.

Light Tea oder Cream Tea

In England versteht man unter „Light Tea“ oder „Cream Tea“ eine Teepause, bei der hauptsächlich Scones mit Clotted Cream und Marmelade serviert werden. Im Gegensatz zum ausgedehnten Afternoon Tea, der eine Vielzahl von herzhaften und süßen Speisen umfasst, ist dies eine einfachere und leichtere Variante.

Afternoon Tea

Der Afternoon Tea ist eine traditionelle britische Tea Time, die am Nachmittag zwischen etwa 15:00 und 17:00 Uhr eingenommen wird. Bei dieser eleganten Veranstaltung, wird eine Auswahl an Teesorten, herzhaften Sandwiches, Scones mit Clotted Cream und Marmelade sowie eine Vielzahl von süßen Leckereien serviert.

Royal Afternoon Tea

Wenn vom Royal Afternoon Tea die Rede ist, wird zusätzlich Champagner oder Sekt serviert.

Etagere zum Afternoon Tea
Der Royal Afternoon Tea ist eine Variante der britischen Tea Time.

High Tea

Der High Tea ist traditionell eine herzhafte Mahlzeit, die in Großbritannien am frühen Abend eingenommen wird, oft zwischen 17:00 und 19:00 Uhr. Der Name „High Tea“ stammt von der Tatsache, dass diese Mahlzeit am Esstisch (High Table), auf höheren Stühlen (im Gegensatz zu niedrigen Tee-Tischen) eingenommen wird. Im Vergleich zum Afternoon Tea enthält der High Tea normalerweise herzhafte Speisen wie Fleischpasteten, Eintöpfe, gebackene Gerichte und Beilagen.

Die Komponenten des britischen Afternoon Tea

Die Reihenfolge der Gänge beim traditionellen britischen Afternoon Tea folgt einem bestimmten Ablauf, der die verschiedenen Geschmacksrichtungen und Texturvariationen berücksichtigt.

Der Tee: Sorte und Zubereitung

In Hotels und Cafés können die Gäste oft aus vielen Teesorten wählen.

  • Darjeeling: Ein leichter und delikater schwarzer Tee aus Indien mit blumigen und fruchtigen Noten. Er passt gut zu den feinen Aromen der Sandwiches und Gebäckstücke.
  • Earl Grey: Ein schwarzer Tee, der mit Bergamotte (einer Zitrusfrucht) aromatisiert ist. Er verleiht dem Tee eine subtile Zitrusnote und ist oft eine beliebte Wahl.
  • Ceylon: Ein kräftiger schwarzer Tee aus Sri Lanka mit einer ausgewogenen Mischung aus Aromen. Er ist vielseitig und passt gut zu den verschiedenen Speisen des Afternoon Tea.
  • Assam: Ein kräftiger und malziger schwarzer Tee aus Indien. Er ist eine gute Wahl, wenn Sie einen kräftigeren Tee bevorzugen, der auch mit Milch und Zucker genossen werden kann.
  • Grüntee: Diese Teesorte besitzt einen frischen, spritzigen Charakter. Sehr beliebt ist mit Jasmin aromatisierter Grüntee.
  • Blends: Es gibt auch spezielle Afternoon Tea-Blends, die von verschiedenen Teemarken angeboten werden. Diese Blends werden oft sorgfältig zusammengestellt, um optimal zu den Aromen der servierten Speisen zu passen.

Bei der Tea Time ist die Teezubereitung eine Kunst, die mit Sorgfalt und Aufmerksamkeit zelebriert wird. Die losen Teeblätter werden direkt in die Kanne gegeben und das heiße Wasser hinzugefügt. Anders als in Deutschland nimmt man es in Großbritannien mit der Ziehzeit anscheinend nicht so genau, die Teeblätter verbleiben einfach in der Kanne, bis der Tee dann durch ein Teesieb in die Tasse gegossen wird. So ist die erste Tasse mild und jede weitere Tasse etwas kräftiger. Allerdings sind die Kännchen klein und ergeben meist nur zwei, maximal drei Tassen.

Tea Time
It’s Tea Time!

Herzhafte Sandwiches (Fingersandwiches)

Fingersandwiches sind kleine, mundgerechte Weißbrotschnittchen, die speziell für den Afternoon Tea in Großbritannien konzipiert wurden. Der Name „Fingersandwiches“ leitet sich von der Art ab, wie sie gegessen werden: mit den Fingern gehalten und gegessen, ohne die Notwendigkeit von Besteck. Durch die Größe dieser Sandwiches passen sie perfekt in die Hand und sind leicht zu essen. Sie werden in der Regel so zubereitet und portioniert, dass sie mit einem oder zwei Bissen gegessen werden können, ohne dass dabei viel Unordnung entsteht. Da die Tea Time oft in einer geselligen Umgebung stattfindet, bei der die Gäste sitzen und plaudern, sind diese kleinen, handlichen Sandwiches eine praktische und stilvolle Art, die herzhaften Komponenten des Tees zu genießen, ohne die Notwendigkeit von Besteck oder Tellern.

Fingersandwiches bieten eine Vielfalt an Geschmacksrichtungen, die von klassisch bis modern reichen. Die Füllungen sind oft delikat und gut gewürzt, um eine ausgewogene Ergänzung zu den süßen Gebäckstücken und dem Tee zu bieten. Die verschiedenen Arten von Fingersandwiches, darunter Gurke, Lachs, Ei, Huhn und mehr, verleihen dem Afternoon Tea eine reiche Auswahl an Aromen und Texturen, die die Gesamterfahrung bereichern.

Sandwiches zum Afternoon Tea
Fingersandwiches zur Tea Time

Hier sind einige klassische Beispiele für klassische Fingersandwiches, ich verlinke dir auch gleich die Rezepte für deren Zubereitung zu Hause:

  • Gurkensandwiches: Diese sind wohl die bekanntesten Sandwiches des Afternoon Tea. Sie bestehen aus dünnen Scheiben von geschälter Gurke, die zwischen Butterbrotscheiben oder Weißbrot platziert werden, gern auch Frischkäse und Kresse.
  • Lachssandwiches: Geräucherter Lachs ist eine weitere beliebte Füllung, oft mit etwas Crème fraîche oder Frischkäse.
  • Eiersalatsandwiches: Eiersalat ist eine weitere klassische Option für den herzhaften Gang zur Tea Time.
  • Geflügelsalatsandwiches: Geflügelsalat, der mit Mayonnaise und Kräutern zubereitet wird, kann für die Sandwiches verwendet werden.
  • Roastbeefsandwiches: Dünne Scheiben Roastbeef, oft mit einer leicht scharfen Sauce oder Senf bestrichen, sind ebenfalls eine gängige Füllung.

Scones

Nach den Sandwiches werden oft Scones serviert. Scones sind kleine, gebackene Teigkuchen mit einer leicht bröckeligen Textur und einem angenehm butterigen milden Geschmack. Die besondere Konsistenz entsteht durch das Einarbeiten kalter Butter in den Teig. Die fertigen Scones werden zum Verzehrt in der Mitte aufgebrochen und mit Clotted Cream (einer dicken, reichen Rahmschicht) und Marmelade bestrichen. Die Scones bieten einen Übergang von den herzhaften zu den süßen Speisen.

Neben den klassischen Scones gibt es zahlreiche Variationen: mit Rosinen, mit getrockneten Früchten, Nüssen oder sogar herzhaften Versionen mit Käse oder Kräutern.

Ein Rezept für klassische Scones findest du auf SilverTravellers:

Scones Rezept – very british und unglaublich köstlich

Gebäck und Kuchen

Nach den Scones folgen verschiedene Gebäckstücke und Kuchen. Diese können eine breite Palette von süßen Leckereien umfassen, darunter kleine Törtchen, Petit Fours, Macarons und andere Varianten.

Petit Fours zum Afternoon Tea
Süßes zur Tea Time

Desserts und Süßigkeiten

Manchmal werden bei einer Tea Time zusätzlich zu den Gebäckstücken auch spezielle Desserts oder Süßigkeiten serviert. Dies können beispielsweise Pralinen, Trüffel, Gelees oder andere süße Köstlichkeiten sein.

Die Etikette

Wird die Milch zuerst oder zuletzt in den Tee gegeben? Wird der kleine Finger beim Halten der Teetasse abgespreizt oder nicht? Zum Ritual des Afternoon Tea gehörten auch einige Regeln, wie man sich während dieser Art von Tea Time verhalten sollte. Die richtige Etikette ist wichtig, denn sie ist ein Zeichen des Respekts gegenüber dem Gastgeber und den anderen Gästen.

Der Dresscode

Kleide dich angemessen. Anzüge und schicke Kleider sind nicht notwendig, aber die Tea Time sollte dennoch in gewisser Weise formell bleiben. Die Kleiderordnung in Hotels und Restaurants zur Teezeit wird heutzutage gern als „smart casual“ beschrieben. Kurz umschrieben ist dieser Kleidungsstil die stilvolle Mitte zwischen elegant und leger.

Der Teegenuss

Den kleinen Finger abzuspreizen, die Teetasse in beiden Händen zu halten oder die Finger durch den Henkel der Tasse zu stecken, gilt in der Welt des Afternoon Tea als kleiner Fauxpas! Halte die Tasse mit Eleganz am Henkel. Die Untertasse dient als Abstellfläche für die Teetasse und wird nicht mit zum Mund geführt.

Geräusche mit dem Teelöffel sind verpönt. Achte also darauf, dass der dieser nicht klappert und den Rand der Teetasse berührt. Der Löffel wird beim Umrühren nur vorsichtig auf und ab bewegt und anschließend – ohne ihn in den Mund zu nehmen – auf der Untertasse abgelegt. Genieße den Tee in kleinen Schlucken – nicht schlürfen und nicht pusten.

Milch und Zucker verwenden die Briten nur für schwarzen Tee – niemals für grünen, Oolong- oder weißen Tee. Beim Hinzufügen der Milch gibt es zwei Möglichkeiten: Milk-in-first (Mif) oder Tea-in-first (Tif). Während man früher zuerst die Milch in die Tasse gab, um das kostbare Porzellan vor dem heißen Tee zu schützen, ist dies heutzutage nicht mehr üblich und man fügt in der Regel die Milch dem bereits in der Tasse befindlichen Tee hinzu.

Der Verzehr der einzelnen Gänge

Der Afternoon Tea besteht aus drei Gängen, die in der Regel auf einem dreistufigen Tablett serviert werden. Zuerst werden die herzhaften Speisen und die Teesandwiches gegessen. Als Nächstes werden die Scones mit Clotted Cream und Marmelade gegessen, dann erst die Süßspeisen.

In Mitteleuropa ist es normalerweise nicht verbreitet, dass man mit den Fingern isst – aber beim Afternoon Tea ist genau das die richtige Art und Weise des Verzehrs. Alles gilt als Fingerfood! Sogar die Scones sollten nicht mit einem Messer halbiert, sondern mit den Händen auseinandergebrochen werden.

Die Debatte darüber, ob man zuerst Marmelade oder Clotted Cream auf Scones streicht, ist ein unterhaltsamer und leicht kontroverser Aspekt der britischen Teekultur. Es gibt tatsächlich regionale Unterschiede und Traditionen, die beeinflussen, wie die Zutaten auf die Scones aufgetragen werden.

Bei „Cream First“ wird zuerst Clotted Cream auf den Scone gestrichen, gefolgt von einer Schicht Marmelade. Diese Methode wird auch „Devon-Methode“ genannt, da sie in der Grafschaft Devon und den benachbarten Grafschaften verbreitet ist.

„Jam First“ bedeutet hingegen, dass zuerst eine Schicht Marmelade auf den aufgeschnittenen Scone gestrichen und anschließend die Clotted Cream auf die Marmelade aufgetragen wird. Diese Methode wird als „Cornwall-Methode“ bezeichnet, da sie in der Grafschaft Cornwall in England üblich ist.

Die Serviette

Aktuell werden wieder vermehrt Stoffservietten verwendet und insbesondere in gehobenen Restaurants und Hotels wirst du sie als stilvolle Accessoire beim Afternoon Tea vorfinden. Wenn du mit dem Essen beginnst, faltest du sie auseinander und legst sie zur Hälfte gefaltet mit der offenen Seite zu dir gerichtet auf deinen Schoß. Zum Abtupfen eventueller Essensreste vom Mund verwendest du die innenliegende Seite. Die Serviette soll die Kleidung vor möglicherweise herabfallenden Speisen schützen, sie wird jedoch nur auf den Schoß gelegt – keinesfalls steckt man sie sich in das Hemd oder das Dekolleté.

Musst du zwischendurch aufstehen, dann platziere die Serviette leicht zusammengefaltet links neben dem Teller – ebenso verfährst du nach Beendigung der Mahlzeit.

Finally – die wichtigste Regel

Auch wenn es empfehlenswert ist, sich an eine gewisse Etikette zu halten – konzentriere dich nicht zu sehr auf irgendwelche Regeln. Denke unbedingt daran, deine Tea Time zu genießen!

Die Essenz des britischen Teerituals: die Kunst des Genießens

Der britische Afternoon Tea ist nicht nur ein kulinarisches Highlight, sondern auch eine Gelegenheit, um sich Zeit zu nehmen und den Moment zu genießen. Die Essenz des Teerituals liegt in der Kunst des Genießens. Man sollte sich Zeit nehmen, um das Aroma des Tees auszukosten und die verschiedenen Geschmacksnoten auf der Zunge zu erleben. Der Tee wird langsam und bedacht getrunken, während man kleine Häppchen von süßen und herzhaften Leckereien genießt. Dabei geht es nicht nur um den Geschmack, sondern auch um das Ambiente und die Gesellschaft, mit der man diesen Moment teilt. Ein traditioneller Afternoon Tea ist eine Einladung, um zur Ruhe zu kommen und den Alltag für einen kurzen Moment hinter sich zu lassen. Es ist eine stilvolle Tradition, die man unbedingt ausprobieren sollte.

Eines steht jedenfalls fest: Die britische Tea Time ist mehr als nur ein Getränk mit Snack – es ist ein Erlebnis!

Tea Time
It’s Tea Time!

 

4 Kommentare zu „Die Kunst des Genießens: Eine Reise in die Welt der britischen Tea Time“

  1. Hallo Cornelia, danke für diesen interessanten Exkurs in eine für mich doch ganz fremde Welt. Ich hatte erst ein einziges Mal eine englische Tea Time und habe dabei bestimmt so ziemlich alles falsch gemacht, was nur geht. Aber in einem Punkt lag ich wohl doch richtig: ich hatte viel Spaß dabei und habe es genossen. Herzliche Grüße, Annika

  2. Eure detaillierte Einführung in die britische Tea Time ist faszinierend! Wie wählt ihr die Teesorten aus, um sie mit den verschiedenen Speisen zu kombinieren, und habt ihr persönliche Favoriten?

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