Eine kurze Meldung in der Tageszeitung lässt meine Gedanken zurück wandern in den Sommer vor Corona, als wir auf Rügen eine Vorstellung der Störtebeker Festspiele besuchten. Ein wundervolles Erlebnis, das nachhaltig in Erinnerung geblieben ist. In den beiden Jahren danach musste Störtebeker leider pausieren – wegen der pandemiebedingten Einschränkungen konnten die Störtebeker Festspiele nicht stattfinden.
Ich kann mir vorstellen, dass dies eine sehr schwierige Situation für das gesamte Team um Anna-Theresa Hick war. Bei meinem Besuch hatte ich das Vergnügen, Ruth Hick auf ein Gespräch zu treffen und war beeindruckt von ihrem Engament und ihrer Energie.
Aber nun! Die Störtebeker Festspiele sind zurückgekehrt und vor dem beeindruckenden Panorama der Naturbühne Ralswieck kämpft der Freibeuter Klaus Störtebeker während der Sommersaison wieder allabendlich gegen die Pfeffersäcke.
Inhalt
Die Könige der Lüfte in Aktion
Vor der eigentlichen Veranstaltung besuchen wir die Adlershow. Diese findet – mit Ausnahme des Premierentags – abendlich um 18 Uhr vor der eigentlichen Vorstellung auf der Störtebeker-Bühne statt.
Die Jagd mit Greifvögeln erlebte in Europa im Mittelalter ihre Blütezeit – zum Teil zur Nahrungsbeschaffung, aber auch zur Unterhaltung. Insbesondere der Adel schätzte die Falknerei – das Halten von Greifvögeln sowie die Jagd mit ihnen waren stark reglementiert. So passen die beeindruckenden Vögel auch sehr gut in die Szenerie der Geschichten rund um Störtebeker und die Piraten von Nord- und Ostsee, den Adel und das Bürgertum des Mittelalters.
Der Falkner Volker Walter präsentiert in einer sehr unterhaltsamen Art und Weise verschiedene Greifvögel, erzählt über ihre Eigenschaften und Besonderheiten und gibt auch die eine oder andere launische Episode über seine Tiere zum Besten. Natürlich darf auch eine Vorführung der Flugkünste und Jagdtechniken der beeindruckenden Vögel nicht fehlen – teilweise sausen sie spektakulär direkt über die Köpfe der Zuschauer hinweg.
Don’t miss it!
Der Besuch der Adlershow lohnt sich aus meiner Sicht! Die Tickets, die nur in Verbindung mit einer Eintrittskarte zur abendlichen Störtebeker-Vorstellung zu erwerben sind, kosten nur einen geringen Betrag.
Ein Gespräch mit der Chefin der Störtebeker Festspiele
Mit Ruth Hick treffen wir uns zwischen Adlershow und Störtebeker-Vorstellung. Wir sind im Restaurant „Zum Störti“ verabredet. Ich freue mich sehr, dass sie sich die Zeit für ein Gespräch nimmt. Gemeinsam mit ihrer Tochter Anna-Theresa Hick führt sie die Geschäfte des Familienunternehmens, während ihr Mann Peter Hick als Theaterleiter verantwortlich zeichnet. Ja, du hast gerade richtig gelesen – das erfolgreichste Freilichttheater Deutschlands ist ein privates Familienunternehmen. Ein Unternehmen, das viel Engagement und Herzblut von den Betreibern verlangt – und das bereits seit vielen Jahren.
Im Jahr 1993 sind Ruth und Peter Hick nach Rügen gekommen, Tochter Anna-Theresa war damals noch ein Kind. Wie viel Energie mag wohl erforderlich gewesen sein, aus der Naturbühne mit unbefestigten Zuschauerrängen, die zu DDR-Zeiten nur temporär als Open-Air-Theater genutzt wurde, das heutige Schmuckstück zu erschaffen? Eine Energie, die Frau Hick ausstrahlt. Eine Frau, die voller Enthusiasmus ihrer Passion nachgeht.
Während der Saison ist sie jeden Abend vor Ort im Freilichttheater Ralswiek, ist Ansprechpartnerin bei Problemen und achtet darauf, dass alles wie geplant läuft. Parallel wird auch schon am neuen Stück gearbeitet – nicht erst wenn die aktuelle Saison endet, beginnen die Vorbereitungen für die nächste Saison. Die Story für das nächste Jahr, die Musik, die neuen Bühnenbilder, technische Arbeiten, Öffentlichkeitsarbeit … all das ist zu planen, zu organisieren und umzusetzen.
Als ich sie frage, ob in all den Jahren jemals eine Vorstellung ausfallen musste, verneint sie das. Störtebeker und seine Crew trotzen Wind und Wetter – die Zuschauer ebenso. Ungefähr 350.000 Zuschauer sind es, die sich jährlich von der Störtebeker-Story faszinieren lassen. Übrigens werden in jeweils 5jährigen Zyklen von der Entwicklung des Klaus von Alkun zum legendären Piraten Störtebeker bis hin zu seinem traurigen Ende Jahr für Jahr immer wieder neue Geschichten erzählt. Dabei ist die Story immer rund um den historisch belegten Hintergrund gebaut.
Viele treue Gäste besuchen immer wieder die Vorstellungen, andere machen erstmalig Bekanntschaft mit Klaus Störtebeker. Die Störtebeker Festspiele sind längst zu einem veritablen Wirtschaftsfaktor für Rügen geworden. 300 Darsteller, Statisten und Mitarbeiter im Hintergrund begeistern in der Saison allabendlich die Zuschauer, es gibt Buszubringer von Hotels auf Rügen, auf einer großen Festwiese in der Nähe zum Theater bieten regionale Gastronomen Speisen und Getränke für die Festspiel-Besucher.
Im Laufe des Gesprächs mit Frau Hick bemerke ich gar nicht, wie die Zeit verfliegt. Ein Tonsignal verkündet den baldigen Beginn der Vorstellung. Jetzt aber schnell, wir müssen unsere Plätze einnehmen und unsere Gesprächspartnerin hat auch zu tun.
Geschichten um den Robin Hood der Meere
„Gottes Freund & aller Welt Feind!“
Das ist das Motto der berühmtesten Piraten der nördlichen Meere, Klaus Störtebeker und seiner Getreuen, deren Geschichten Jahr für Jahr auf der Freilichtbühne Ralswiek erzählt werden.
Unsere Tickets hatten wir unmittelbar nach Vorverkaufsstart bereits im Vorjahr erworben – wollten wir doch unbedingt Plätze in der Nähe der Bühne haben und erfahrungsgemäß sind die ersten Reihen immer recht schnell ausverkauft. So liegt also eine lange Zeit der Vorfreude hinter uns, bis wir heute unsere Plätze einnehmen. Die Sicht auf die Bühne ist aus diesem Bereich wirklich ausgezeichnet. Allerdings – und das muss auch erwähnt werden, ist die Gesamtsicht auch auf das Geschehen auf dem Bodden wiederum von den weiter hinter liegenden Reihen besser.
Zu sehen gibt es wirklich sehr viel – die Schauspieler erzählen eine spannende Story um den berühmten Robin Hood der Meere und seine Likedeeler, Pferde und Kutschen überqueren in rasantem Tempo die Bühne, die Zuschauer werden von pyrotechnischen Effekten überrascht und auch die Schiffe auf dem Bodden werden einbezogen. Das Ganze ist ein einzigartiges Komplettpaket!
Seit dem Jahr 2000 gehört Wolfgang Lippert zum Störtebeker-Ensemble. Er verkörpert den Balladensänger, der musikalisch die Handlungsstränge aufgreift und verknüpft oder bei erforderlichen Umbauarbeiten auf der Bühne den Fokus der Zuschauer auf sich zieht. Mehrfach tritt er während der Vorstellung auf und erhält vom Publikum minutenlangen tosenden Applaus. Ganz besonders gut beim Publikum angekommen sind die Neu-Interpretationen verschiedener ehemaliger DDR-Hits. Mein absoluter Favorit: Albatros. Gänsehaut pur!
Ein Highlight ist das Feuerwerk am Ende der Veranstaltung – diesen Eindruck nehmen wir mit nach Hause und das sorgt noch lange für schöne Erinnerungen.
Störtebeker – mein ganz persönliches Fazit
Wunderschönes Ambiente, eine faszinierende Geschichte mit toller Inszenierung, kurzweilig und voller Überraschungseffekte – muss ich noch mehr sagen? Ich bin begeistert. Und mit mir viele tausend andere Besucher. Ein Programm für die ganze Familie, von Jung bis Alt.
Nützliche Informationen
Du möchtest auch einmal eine Vorstellung der Störtebeker Festspiele erleben? Dann folgen hier einige hilfreiche Tipps für deinen Besuch.
Ticketkauf
Frau Hick meinte in unserem Gespräch, dass konkrete Platzwünsche sofern es möglich ist auch realisiert werden. Nichtsdestotrotz empfehle ich, sich rechtzeitig um die Tickets zu kümmern.
Es gibt diverse Vorverkaufsstellen in Mecklenburg-Vorpommern. Eine Übersicht der Vorverkaufsstellen findest du auf der offiziellen Webseite der Störtebeker-Festspiele. Auch viele Hotels auf Rügen sind ihren Gästen gern behilflich, wenn sie sich kurzfristig für den Besuch der Festspiele entscheiden.
Telefonische Kartenbestellungen unter 0 38 38/31 100 sind möglich, ebenso wie mit Bestellschein per Fax, eMail oder per Post.
Ich persönlich suche mir gern die Plätze anhand einer Sitzplatzübersicht aus. Dies ist bei der Online-Buchung im Webshop der Störtebeker Festspiele möglich. Der Buchungsvorgang ist einfach und lief bei uns ohne Probleme.
Last but not least – es gibt natürlich auch vor Ort einen Ticketverkauf an den Kassen.
Anfahrt und Parken
Wir haben einige Tage auf Rügen verbracht und sind zur Vorstellung von unserem Hotel in Sellin aus mit dem eigenen Auto angereist.
Solltest du auch mit dem eigenen Auto anreisen, beachte bitte, dass der Ort Ralswiek zu den Veranstaltungen für den Fahrzeugverkehr gesperrt ist. Es gibt zwei große Parkplätze für die Besucher der Störtebeker Festspiele, die auch entsprechend ausgeschildert sind: Ein Parkplatz an der B96 direkt an der Abfahrt Ralswiek und ein weiterer Parkplatz in Gnies. Beide Parkplätze sind kostenfrei.
Vom Parkplatz an der B96 gibt es einen Pendelverkehr zur Naturbühne mit einer kleinen Bimmelbahn (2 Euro pro Person und Strecke). Der Fußweg dauert etwa 20 Minuten.
Vom Parkplatz in Gnies führt ein beleuchteter Waldweg zum Freilichttheater, Fußweg ca. 15 Minuten. Achtung, dieser Weg ist nicht barrierefrei!
Richtig cool muss übrigens auch die Anreise mit dem Schiff von Breege aus über den Bodden sein; die Anlegestelle befindet sich in der Nähe der Freilichtbühne. Ungefähr eine Stunde dauert die Überfahrt und lässt vermutlich schon so ein wenig Störtebeker-Gefühl aufkommen.
… und sonst noch so
Wenn du das Freilichttheater besuchst, denke bitte an entsprechende Kleidung. Die Veranstaltungen finden – wie der Begriff Freilichttheater unschwer erahnen lässt – bei Wind und Wetter im Freien statt. Ich empfehle wetterfeste Kleidung nach dem Zwiebelprinzip – mehrere Schichten übereinander – so dass du für alle Eventualitäten gewappnet bist. Eine Sitzunterlage für die Schalensitze hat sich bei uns sehr bewährt – wir haben diese früher mal bei irgendeiner Open-Air-Veranstaltung erworben und nehmen sie seitdem immer zu derartigen Veranstaltungen mit. Bedenke bitte, dass die Veranstaltung auch bei Regen stattfindet. Schirme sind nicht gestattet, nimm also ein Regencape mit oder kaufe dir ggf. eines vor Ort.
Essen und Trinken gibt es sowohl außerhalb des Festspielgeländes als auch nach Durchqueren der Einlasskontrolle. Die Festwiese vor dem Eingang gehört nicht zum Theater, sondern liegt in Verantwortung der Gemeinde. Hier bieten diverse regionale Gastronomen die unterschiedlichsten Speisen und Getränke an. Auch auf dem Theatergelände gibt es ein Imbissdorf. Beides ergänzt sich wunderbar, so dass auch bei großem Ansturm ausreichende Kapazitäten zur Verfügung stehen.
Rügen, die größte Insel Deutschlands
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Ein Kurztrip auf die größte Insel Deutschlands
3 Kulinarische Rügen Tipps – Köstliches in Ost- und Westrügen
Störtebeker Festspiele – Geschichten um den Robin Hood der Meere
Über den Baumwipfeln der Insel Rügen (noch in Arbeit)
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Meine Meinung wurde davon nicht beeinflusst und es gab keinerlei Vorgaben bezüglich der Inhalte dieses Beitrags. Für den Beitrag erhielt ich kein Honorar. Ich habe mich freiwillig entschieden, darüber zu bloggen, und der Bericht spiegelt meine ganz persönlichen Eindrücke wider.
Liebe Cornelia,
danke für diesen Beitrag! Für uns ist Störtebeker Kult, ohne Störtebeker ist irgendwie kein richtiger Sommer. Wir sind ein paarmal von Breege mit dem Schiff gekommen, das war wirklich klasse und schön entspannt. Besonders die Rückfahrt über den nächtlichen Bodden hat was. Hoffen wir, dass der Spuk bis zum Sommer vorbei ist und Störtebeker wie gewohnt über die Bühne gehen kann!
LG, Beate
Liebe Cornelia,
mir fällt langsam keine Branche mehr ein, die nicht massiv leidet.
Tourismus und Event ist natürlich extrem betroffen. Aber es ich bin zuversichtlich, dass auch die Störtebeker Festspiele wieder in Fahrt kommen.
Liebe Grüße, Katja
Liebe Cornelia,
ich finde es toll, dass du über die Störtebeker Festspiele schreibst. Denn was gibt es schöneres als in Erinnerungen zu schwelgen oder sich schon mal Pläne für die Zeit nach Corona zu machen. Ich habe mir auch schon mal die Störtebeker Festspiele angesehen und war total begeistert. Das ist aber leider schon wieder viel zu lange her. Auch Rügen ist immer eine Reise wert.
Liebe Grüße
Mo
Was für ein toller Beitrag! Hatte vorher noch nie von den Störtebeker Festspielen gehört.
Bei uns wurden auch so viele Veranstaltung abgesagt oder der Kartenverkauf gestoppt. Ich hoffe, dass viele nachgeholt werden können oder trotzdem stattfinden, aber natürlich geht Gesundheit vor.
LG Lisa
Von den Störtebeker Festspielen habe ich zuvor noch nie gehört. Alle Veranstalter leiden zurzeit, hoffen wir, dass es bald vorbei ist. Rügen ist immer ein Besuch wert, es wird bald wieder möglich sein.
Alles Liebe
Annette
Was für ein toller und ausführlicher Beitrag! Die Festspiele klingen super. Wir wären dieses Jahr übrigens auch nach Italien gereist. Ich denke, dass Reisen wenn überhaupt erst einmal nur innerhalb Deutschlands möglich sein werden. Hoffen wir einfach das Beste.
Liebe Grüße, Diana
Vor vielen vielen Jahren war ich mal dabei und war sehr begeistert…jetzt als Erwachsene müsste ich mir das eigentlich der guten Erinnerungen halber mal wieder ansehen. Auf jeden Fall ein sehr schöner bericht, der Lust auf mehr macht.
Von den Festspielen habe ich schon viel gehört! Meine Schwester und ihre Familie hatten sie sich auch mal auf Rügen angeschaut! Hoffentlich kann es im Sommer weitergehen! Ich drücke allen Störtebeker-Fans die Daumen!
Liebe Grüße
Jana
Das klingt wirklich total interessant. Wenn die Menschen schon nicht hin können, sollte man wenigstens drüber berichten.
Liebe Grüße
Luisa