Johanniskirche Magdeburg

Johanniskirche Magdeburg – eine Kirche, die keine mehr ist

Eine der Sehenswürdigkeiten, die ich einem Besucher meiner Heimatstadt unbedingt empfehlen würde, ist die Johanniskirche Magdeburg. Sie heißt eigentlich Sankt-Johannis-Kirche – und streng genommen ist sie eigentlich gar keine Kirche. Konzerte, Tagungen, Ausstellungen, Firmenveranstaltungen finden hier statt – das historische Kirchengebäude beherbergt eine moderne und gleichzeitig außergewöhnliche Veranstaltungslocation. Aber nicht nur das – darüber hinaus ist die Johanniskirche Magdeburg auch ein Museumsgebäude und als solches auch zu besichtigen (natürlich nur, wenn nicht gerade eine Veranstaltung stattfindet). Und genau das habe ich neulich getan: ich habe mir die Johanniskirche von innen angeschaut und habe auch die Aussicht vom Südturm der Kirche genossen. Natürlich habe ich von meinem Ausflug einige Fotos mitgebracht.

Die Geschichte der Johanniskirche Magdeburg

Die Johanniskirche hat eine sehr bewegte Geschichte, die von mehrfacher Zerstörung und Wiederaufbau geprägt ist. Sie ist die älteste Pfarrkirche der Stadt und geht in ihren Ursprüngen auf das 10. Jahrhundert zurück. Nach Bränden im 13. Und 15. Jahrhundert wurde sie jeweils wieder aufgebaut.

Johanniskirche Magdeburg

Hier in der Johanniskirche, hatte der Reformator Martin Luther am 26. Juni 1524 gepredigt und große Resonanz gefunden. Das Lutherdenkmal aus dem Jahr 1886 vor der Johanniskirche erinnert heute wieder an dieses Ereignis.

Ausgeraubt und niedergebrannt wurde die Johanniskirche Magdeburg – wie auch die ganze Stadt – im Jahr 1631 von den Truppen des Generals Tilly, katholischer Heerführer des Kaisers. Magdeburg war ein Zentrum der Protestanten und weigerte sich, zu kapitulieren. Dieser fast völligen Zerstörung der Stadt Magdeburg ist eine Skulptur gewidmet, die seit 1924 in der Johanniskirche steht: die Trauernde Magdeburg. Die Begleitfigur des Lutherdenkmals in Worms wurde als Nachguss des Originals in der Johanniskirche aufgestellt. Und dort steht sie noch immer – sie hat als einzige Figur die nächste schwere Zerstörung der Kirche unbeschadet überstanden.

Schließlich wurde Johanniskirche Ende des 2. Weltkriegs beim verheerenden Luftangriff vom 16. Januar 1945 auf Magdeburg so schwer getroffen, dass nur die Außenmauern, einige Pfeiler und Reste der Türme erhalten blieben. In diesem Zustand verblieb die Ruine sehr, sehr lange Zeit. Ein Mahnmal für den Krieg sollte die Ruine sein. Aber sie blieb erhalten – im Gegensatz zu anderen Kirchen der Stadt, die im Zuge der Neugestaltung Magdeburgs nach 1945 gesprengt wurden. In den 60er Jahren wurde sie in den Besitz der Stadt Magdeburg übergeben.

Die Johanniskirche Magdeburg heute

Erst nach der Wende, viele Jahre nach der Zerstörung, konnte ein Wiederaufbau erfolgen. Zunächst wurde 1999 der Innenraum fertiggestellt und später, im Jahr 2004, auch der Südturm wieder aufgebaut. Seit 2008 ertönen zu besonderen Anlässen auch die Glocken der Johanniskirche Magdeburg wieder.

Johanniskirche Magdeburg

Ein besonderes Highlight sind die Fenster der Johanniskirche Magdeburg. 1945 zerstört, wurden zunächst bei der Sanierung einfache klare Fenster eingesetzt. Aus Fördermitteln und Spenden kamen später die erforderlichen Gelder zusammen, um die großen gotischen Fenster künstlerisch neu zu gestalten. Der Dresdner Künstler Max Uhlig gestaltete diese. Auf der östlichen Seite der Haupthalle sind sie in schwarz-weiß gehalten. Es wirkt, als würden Pflanzenranken an den Fenstern hinaufsteigen. Weinreben sollen es sein. Dem gegenüber stehen auf der Südseite fantasievoll in Rot gestaltete Fenster, die beim Einfall der Nachmittagssonne wunderbares Licht zaubern.

Geweiht als Kirche wurde sie nicht mehr, sondern seit ihrer Fertigstellung 1999 als Veranstaltungslocation genutzt.

Ein Blick ins Innere des Gebäudes

Die Johanniskirche Magdeburg ist nicht durch die schwere, kunstvoll verzierte Tür im Westportal zu betreten, sondern der Haupteingang befindet sich auf der nördlichen Seite in einem modernen Anbau. Dieser beherbergt gleichzeitig den Kassenbereich, das Foyer und die Garderobe.

Westportal Johanniskirche Magdeburg

Die Haupthalle

Die Haupthalle ist ein dreiteiliges Kirchenschiff. In einem Drittel davon, dem nördlichen Seitenschiff,  wurden über mehrere Etagen moderne Räume eingebaut. Der Einbau aus Stahl, Beton und Glas wirkt im Kontrast zu dem historischen Gemäuer sehr modern – ein interessanter und wahrscheinlich so beabsichtigter Kontrast, der absolut Charme hat. Die Räume in diesem Bereich konnte ich mir bei meinem Besuch nicht anschauen, sondern nur den großen Bereich der Haupthalle.  Der hohe Raum wirkt sehr imposant und erinnert durch seine Form natürlich an den ehemaligen Bestimmungszweck des Gebäudes. Dem gegenüber steht die moderne Bestuhlung – auch hier wieder das Spiel mit den stilistischen Gegensätzen.

Die bereits beschriebenen Fenster dominieren den Innenraum und insbesondere die von der Sonne angestrahlten Fenster der Südwand tauchen den Raum in ein warmes Licht.

Haupthalle Johanniskirche MagdeburgDie Westvorhalle

Durch eine Tür gelange ich von der Haupthalle in die Westvorhalle. Sofort fällt mir eine Skulptur ins Auge: die Trauernde Magdeburg ist hier ausgestellt und erinnert an die schwere Zerstörung Magdeburgs im Jahr 1631.

Wstvorhalle Johanniskirche Magdeburg

An der Seite der Westvorhalle führt eine Treppe hoch hinauf: der Zugang zum Südturm befindet sich hier. Ein Schild weist darauf hin, Vorsicht beim Aufstieg walten zu lassen:

„Werte Besucher – Sie betreten eine mittelalterliche Turm- und Treppenanlage. Bitte größte Vorsicht.“

Es dürfen sich auf Grund der begrenzten Kapazität der  Aussichtsplattform immer nur max. 20 Personen gleichzeitig im Turm aufhalten. Dies wird über eine Zählung per Lichtschranke und eine damit verbundene Fußgängerampel geregelt. Bei meinem Turmaufstieg ist das kein Problem, außer mir sind nur vier weitere Besucher oben. Die Ampel zeigt also „grün“.

Auf dem Südturm über den Dächern der Stadt

Auf die Aussichtsplattform des Südturms der Johanniskirche Magdeburg führen 277 Stufen. Diese Stufen stammen aus dem Mittelalter und sind natürlich völlig unterschiedlich. Nicht so einfach zu erklimmen, wenn man die heutigen typisch deutsch genormten Treppen gewohnt ist! Aber es lohnt sich durchaus! Die Aussicht aus 52 Metern Höhe über die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts ist fantastisch. Auf der einen Seite der Magdeburger Dom, dessen Türme mit ihren 104 Metern glatt noch einmal doppelt so hoch sind. Übrigens gibt es auch die Möglichkeit des Turmaufstiegs auf den Nordturm des Magdeburger Doms, darüber habe ich in meinem Beitrag InstaMeet auf dem Magdeburger Dom berichtet. Aber heute geht es um die Johanniskirche Magdeburg.

Ausblick Südturm Johanniskirche Magdeburg

Ausblick Südturm Johanniskirche Magdeburg

In der anderen Richtung ist der Elbauenpark mit dem Jahrtausendturm zu sehen. Eine ganze Weile bleibe ich auf der Aussichtsplattform und genieße den Ausblick über meine Heimatstadt. Viel zu selten nehme ich mir die Zeit für die heimischen Sehenswürdigkeiten! Geht dir das ebenso? Was würdest du in deiner Heimatstadt unbedingt gern einmal erleben oder Besuchern zeigen?

Nützliche Informationen für deinen Besuch der Johanniskirche Magdeburg

Haben Dir meine Ausführungen Lust auf einen Besuch der Johanniskirche in Magdeburg gemacht? Nur zu – es lohnt sich wirklich.

Du findest die Johanniskirche Magdeburg unter folgender Adresse:

Johannisbergstraße 1
39104 Magdeburg

Besucherinformationen für Veranstaltungen in der Johanniskirche findest du auf der offiziellen Webseite der Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg GmbH.

Besichtigungen des Gebäudes sind (außer montags und an Veranstaltungstagen) möglich. Die jeweiligen aktuellen Informationen zu Öffnungszeiten und Ausnahmen sind ebenfalls auf der Webseite der Messe- und Veranstaltungsgesellschaft Magdeburg GmbH zu finden.

 

9 Kommentare zu „Johanniskirche Magdeburg – eine Kirche, die keine mehr ist“

  1. Hallo Cornelia,
    danke für Deinen schönen Bericht. Ein Besuch von Magdeburg steht bei uns noch an, die Aussicht ist echt super. Ich liebe es, die Städte von oben zu sehen.
    In der Tat sitze ich gerade an einem Artikel über meine Heimatstadt Meißen. Da ich schon viele Jahre weg bin, sehe ich es oft als Besucher und merke, wie schön die Stadt eigentlich ist. Wenn man immer vor Ort ist, sieht man oft die Schönheit nicht mehr. Ich bin über einen Bericht von Aschaffenburg gestolpert, dabei ging es mir wie Dir bei Deinem ersten Magdeburg Beitrag. Ich höre wie andere schwärmen und denke , OH die haben ja recht – eine tolle Stadt ist das, man sollte sich mehr Zeit nehmen.

    Ich freue mich sehr über weitere Beiträge zu Magdeburg.

    LG Manja

    1. Meißen – das wird bestimmt ein interessanter Artikel! Wir waren mal in der Schau-Manufaktur und im Porzellanmuseum in Meißen, hat mir sehr gefallen. Ich glaube, ich habe noch irgendwo ein Foto von uns gemeinsam mit dem Schokoladenmädchen. ?

  2. Spannender Beitrag! Ich lese gerne etwas über die Geschichte zu einem Ort. Aber schon interessant, dass die Kirche nicht mehr als solche geweiht wurde. Ich hätte gedacht, da noch Reste übrig waren, wäre das auch nicht nötig gewesen.

  3. Ich bin im Magdeburg der Nachkriegszeit groß geworden und kann mich sehr gut an die Trümmerlandschaft um die Johanneskirche erinnern. Seit vilen Jahren nicht mehr dort wohnend, hat mich dieser Artikel sehr beeindruckt Danke dafür!

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