Ringheiligtum Pömmelte Totenkopftor

Ist das Ringheiligtum Pömmelte das deutsche Stonehenge?

Pömmelte? Was gibt es denn dort?

Pömmelte … noch nie gehört! – War das Deine Reaktion, als Du die Überschrift dieses Beitrages gelesen hast? Nun ja, das kann ich sehr gut nachvollziehen. Mit ungefähr 650 Einwohnern ist Pömmelte auch nicht unbedingt eine Metropole … genaugenommen ist Pömmelte ja nicht mal ein Ort, sondern nur ein Ortsteil der Stadt Barby in Sachsen-Anhalt, in der Nähe von Magdeburg.

ABER: im Jahr 2016 erreichte dieser kleine Ort dann tatsächlich eine überregionale Berühmtheit. Nachdem zehn Jahre zuvor in der Nähe von Pömmelte-Zackmünde die Überreste eines steinzeitlichen Kultplatzes bei der Auswertung von Luftaufnahmen entdeckt und durch Ausgrabungen freigelegt wurden, hatte man dieses sogenannte Ringheiligtum aufwändig rekonstruiert und im Juni 2016 als Touristenattraktion eröffnet.

Pömmelte und Stonehenge

Irgendwo hatte ich neulich gelesen, dass im ersten Jahr seit seiner Eröffnung ungefähr 30.000 Besucher den Weg nach Pömmelte fanden. Das ist natürlich absolut nicht vergleichbar mit dem Interesse, das dem englischen Stonehenge entgegen gebracht wird. Aber dennoch – immer wieder wird der Vergleich von den Wissenschaftlern und natürlich auch den Tourismus-Verantwortlichen bemüht.

Der architektonische Aufbau der beiden Anlagen gleicht sich und auch der Verwendungszweck scheint derselbe gewesen zu sein. Allerdings gibt es einen gravierenden Unterschied: die Anlage in Pömmelte bestand nicht aus riesigen Steinen, sondern wurde vor 4300 Jahren aus mehr als tausend Baumstämmen errichtet. Ein sogenanntes Woodhenge. Das erklärt auch, weshalb es nicht mehr im Original zu bewundern ist: es war schlicht und einfach nichts mehr übrig.

Ringheiligtum Pömmelte

Nachdem sie es jahrhundertelang genutzt hatten, beschlossen die Menschen in der Vorzeit irgendwann, das Ringheiligtum nicht weiter zu betreiben. Sie haben die Stämme abgebaut und verbrannt. Nur die Veränderungen in der Bodenstruktur und eine dicke Ascheschicht sowie die vielen Reste der Opfergaben blieben stumme Zeugen einer längst vergangenen Geschichte. Der Ausbau mit Steinen wurde im Ringheiligtum Pömmelte nicht vollzogen. Leider. Sonst wäre es wohl ebenso berühmt, wie sein Äquivalent in England.

Der Aufbau des Ringheiligtums Pömmelte

Ringheiligtum Pömmelte

Beim Blick von der ca. 9 Meter hohen Aussichtsplattform direkt neben der Anlage kann man die Dimensionen erst so richtig erfassen. Insgesamt sieben ineinander aufgebaute Ringe  aus bis zu 4 Meter hohen Baumstämmen, Erdwällen und Gräben mit einem Durchmesser von 115 Metern formen die prähistorische Kultstätte. Einige der Baumstämme sind mit Schnitzereien oder Bemalungen verziert – die Motive sind Funden von Artefakten aus dieser Zeit entlehnt.

Ringheiligtum Pömmelte

Durch zwei Zugänge kann man in das Innere der Kreisanlage gelangen. Diese Zugänge sind durch Tore gekennzeichnet. Es heißt, dass durch diese Eingänge zu bestimmten Terminen die Sonne schien und die Leute so den Zeitpunkt von Beginn und Ende der Jahreszeiten bestimmten. Das war wichtig für die Festlegung des richtigen Zeitpunktes für Aussaat und Ernte. Vermutlich gab es zu solchen Zeitenwenden bestimmte Zeremonien, die in dem Ringheiligtum abgehalten wurden. Vielleicht haben unsere Vorfahren hier auch rauschende Feste gefeiert – wir können es nur vermuten.

Ringheiligtum Pömmelte

Was passierte vor mehr als 4000 Jahren in Pömmelte?

Fakt ist jedoch, dass die Archäologen in den Gräben der Anlage eine Vielzahl menschlicher Skelette gefunden haben. Zum Teil sorgfältig begraben, zum Teil aber auch einfach in die Gräben geworfen, die anschließend zugeschüttet worden sind. Auch Scherben von Keramikgefäßen wurden in den Gruben entdeckt.

Wenn Du über die Anlage gehst, wirst Du die runden Betonplatten entdecken, welche die Fundstellen kennzeichnen. Auf ihnen ist zu erkennen, was in den Gruben jeweils gefunden wurde. Möglicherweise gab es hier auch Zeremonien, in denen Menschenopfer dargebracht worden sind.

Ringheiligtum Pömmelte

Ringheiligtum Pömmelte

Lohnt sich ein Besuch des Ringheiligtums Pömmelte?

Klare Antwort: ja! Für einen kurzen Ausflug ist das Ringheiligtum absolut zu empfehlen. Wir haben uns ungefähr eine Stunde vor Ort aufgehalten. Wir sind durch die Anlage gebummelt und haben uns die informativen Tafeln angeschaut, die über die gesamte Stätte verteilt am Boden angebracht sind.

Leider ist ringsherum wirklich nichts – man kann sich am Parkplatz auf große Bänke setzen, aber das war es dann schon.

Tipps für den Besuch des Ringheiligtums Pömmelte

Das Ringheiligtum ist jederzeit frei zugänglich, ein Eintrittspreis wird nicht erhoben.

Anfahrt

Die rekonstruierte Anlage steht am Originalplatz – was leider, wie eingangs schon erwähnt, irgendwo im Nirgendwo ist. So richtig gut ist das Ringheiligtum Pömmelte eigentlich nur mit dem Auto zu erreichen.

Von Magdeburg aus benötigt man etwa eine halbe Stunde Fahrtzeit über die Autobahn A14, die man an der Abfahrt Schönebeck wieder verlässt. Von dort aus geht es auf der B246a in Richtung Schönebeck/Gommern weiter und später auf der Landstraße in Richtung Barby.

Ringheiligtum Pömmelte Wegweiser

Direkt ab Autobahnabfahrt weisen braune Hinweisschilder den Weg zum Ringheiligtum Pömmelte, denen man eigentlich einfach nur folgen muss. Kurz vor dem Ziel zweigt dann ein kleiner Weg von der Landstraße ab. Hier wird es dann ein wenig eng und Du musst auf entgegenkommenden Verkehr achten. Dieser kleine Weg führt direkt zu der Anlage.

vor Ort

Es gibt einen kostenlosen Parkplatz am Eingang der Kultstätte. Während unseres Besuches vor Ort standen einige Fahrzeuge auf dem Parkplatz, es war aber ausreichend Platz vorhanden. Auch drei Stellflächen für Busse sind vorhanden.

Sanitäreinrichtungen befanden sich bei unserem Besuch nicht vor Ort. Wir entdeckten nur den Sockel und den Hinweis, dass der Sanitärcontainer im Winterhalbjahr leider abgebaut wird.

Durch die Anlage führt ein Weg, der mit Millionen grüner Glasstücke aufgeschüttet ist. Das sieht im Sonnenlicht wunderschön und nahezu mystisch aus, es passt hervorragend ins Gesamtbild der Stätte. Allerdings: auf Grund der Glasstücke (auch wenn sie nicht scharfkantig sind) halte ich den Weg und damit die gesamte Anlage für Hunde absolut ungeeignet.

Ringheiligtum Pömmelte

mehr erfahren im Salzlandmuseum Schönebeck

Im einige Kilometer entfernten Salzlandmuseum Schönebeck gibt es einen separaten Bereich, der sich mit dem Ringheiligtum Pömmelte beschäftigt. Auch Originalfunde sind hier ausgestellt. Da jedoch die Öffnungzeiten des Museums sehr eingeschränkt sind, passte es bei uns nicht mit einem Besuch dort.

Das Salzlandmuseum ist auch Ansprechpartner in Bezug auf Führungen. Es gibt öffentliche Führungen zu festen Terminen. Zu diesen Führungen muss man sich nicht vorher anmelden, Treffpunkt ist direkt am Ringheiligtum Pömmelte. Daneben können aber für Besuchergruppen und Schulklassen auch individuelle Führungen vereinbart werden.

Es gibt zu verschiedenen Anlässen Veranstaltungen im Ringheiligtum Pömmelte. Auch hier ist das Salzlandmuseum erster Ansprechpartner und auf der Website kann man den Veranstaltungskalender einsehen.

Durch Zufall haben wir bei einem Besuch des Ringheiligtums Pömmelte am Aussichtsturm eine Informationstafel mit einem Veranstaltungshinweis entdeckt: Lichtmessvormittag im Ringheiligtum Pömmelte. Das klang so interessant, dass wir uns am 4. Februar erneut auf den Weg nach Pömmelte machten.

Ringheiligtum Pömmelte

Lichtmessvormittag im Ringheiligtum Pömmelte

Zunächst dachte ich an eine kirchliche Veranstaltung – eine Internet-Recherche im Vorfeld brachte aber eine ganz andere Erkenntnis. Diese Veranstaltung wurde – nun schon im zweiten Jahr in Folge – in Zusammenarbeit mit dem Glinder Lichtmessverein ausgerichtet. Der Brauch des Glinder Lichtmess wird in diesem kleinen Ort schon seit dem Mittelalter gepflegt. Gefeiert wird im Wesentlichen die Auskehr des Winters und das wieder länger anhaltende Tageslicht.

Die kurze Veranstaltung am Ringheiligtum Pömmelte wird mit Trompetenklängen und einer kurzen unterhaltsamen Rede rund um das Thema „Lichtmess“ eingeläutet. Der Höhepunkt ist anschließend eine Feuershow. Eine Feuerkünstlerin lässt zur passenden Musik die brennenden Fackeln, Schwerter und Ringe kreisen und fasziniert das Publikum.  Das Feuerspucken zum Abschluss der Show führt dann zu begeistertem Applaus.

Die Gäste haben nun die Möglichkeit, sich bei Glühwein und Grillwurst zu stärken und sich einem geführten Rundgang durch die Anlage anzuschließen. Anschließend fahren viele Gäste weiter nach Glinde, wo später der Lichtmess-Umzug stattfindet.

Insgesamt eine gelungene Veranstaltung!


Hier findest Du noch mehr Informationen zu Ausflugszielen in und um Magdeburg (Link).

 

5 Kommentare zu „Ist das Ringheiligtum Pömmelte das deutsche Stonehenge?“

  1. Klingt ja interessant! Ich kannte sogar Barby aber Pömmelte war mir unbekannt. Mal sehen wenn es uns irgendwann in die Gegend verschlägt gehen wir als alte Museen Fans bestimmt mal dort vorbei.

    Lg aus Norwegen
    Ina

  2. Hallo Cornelia,
    das braune Schild auf der Autobahn habe ich letzten Samstag auch gesehen und bin gleich hingefahren. Der Himmel war nicht so blau wie bei Dir, aber es war auch schön. Schade, dass ich Deinen Beitrag erst später gesehen habe, aber auch Nachlesen ist gut und Du hast noch ein paar weitere Informationen und Tipps drin. Ich habe Dich in meinem Beitrag über Pömmelte verlinkt. Vielen Dank für diesen guten Beitrag!
    Klasse auch, dass Ihr gleich nochmal hingefahren seid für die Veranstaltung. Das stelle ich mir beeindruckend vor.
    Liebe Grüße
    Barbara

    1. Hallo Barbara,
      ich freue mich, dass Dir mein Beitrag gefallen hat. Die Lichtmess-Veranstaltung war in der Tat sehr schön. Habe gerade mal auf Deinem Blog geschaut, Du warst ja auch schon in Nebra. Das steht auch noch auf meiner Wunschliste – irgendwann klappt es mal.
      Liebe Grüße
      Cornelia

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