Svartisen Gletscher Holandsfjord Norwegen

Svartisen – zweitgrößter Gletscher in Norwegen

Hast Du schon einmal einen riesigen Gletscher aus der Nähe gesehen? Es ist wirklich beeindruckend! Ich hatte dieses wundervolle Erlebnis während einer Nordlandkreuzfahrt – den Svartisen Gletscher in Norwegen. Er befindet sich in der Provinz Nordland, nördlich des Polarkreises. Übrigens ist dies eine der schönsten Kreuzfahrtrouten, die wir bisher erlebt haben.

Kreuzfahrtschiff im Holandsfjord

Es ist schon abends, als unser Kreuzfahrtschiff in den Holandsfjord hinein fährt. Das Schiff gleitet sanft in den Fjord, umgeben von einer majestätischen Berglandschaft. Die Berge, die sich dramatisch aus dem Wasser erheben, sind in sattem Grün gehalten. Während das Schiff tiefer in den Fjord fährt, werden die Bergspitzen steiler und karger, sie bilden einen starken Kontrast zur üppigen Vegetation auf den niedrigeren Ebenen.

Ein Highlight der Einfahrt ist der Blick auf den Svartisen-Gletscher, insbesondere auf die Gletscherzunge Engabreen, die sich fast bis zum Wasser des Fjords erstreckt. Der Gletscher strahlt in einer faszinierenden Palette von Weiß- und Blautönen.  Mit 370 m² Fläche ist der Svartisen zwar nur der zweitgrößte Gletscher in Norwegen, allerdings liegt kein anderer Festlandgletscher in Europa so dicht am Meeresspiegel. Am Ende der Einfahrt lässt der Kapitän Anker werfen. Der Holandsfjord bietet aufgrund seiner geschützten Lage eine sichere und ruhige Ankerzone. Mit den Tenderbooten warden wir später zu der kleinen Anlegestelle übersetzen. Zunächst aber genießen wir den majestätischen Ausblick auf die umliegenden Berge, über deren Gipfeln sich der Svartisen Gletscher ausbreitet. Ganz deutlich sind verschiedene Gletscherzungen zu erkennen.

Gletscherzunge Svartisen

Wie sieht schwarzes Eis aus?

Der Name „Svartisen“ bedeutet übersetzt „schwarzes Eis“, ein Verweis auf die dunklen Schattierungen des Gletschereises, die durch eingeschlossene Luftblasen und Sedimente entstehen. Je älter das Eis, umso dunkler wird es. Nun muss man die Bezeichnung allerdings nicht wörtlich nehmen – das Eis als “schwarz” zu bezeichnen, ist meiner Ansicht nach tatsächlich ein wenig übertrieben. Namensgebend ist wohl tatsächlich der Unterschied zwischen dem älteren Eis und de neuen Frisch gefallenen Schnee auf der Oberfläche.

Für uns, die wir aus einer eher flachen Gegend in Deutschland kommen, ist es nahezu unvorstellbar: der Gletscher liegt auf einem Plateau, auf dem im Winter zehn bis fünfzehn Meter Schnee fallen. FÜNFZEHN METER!!!

Der Svartisen Gletscher – ein System aus vielen Gletscherarmen

Der Svartisen-Gletscher erstreckt sich im nördlichen Teil Norwegens, in der Provinz Nordland, nördlich des Polarkreises. Diese Region zeichnet sich durch ihre atemberaubende Natur und eine Vielzahl von Gletschern aus, wobei Svartisen mit seiner Fläche von rund 370 Quadratkilometern besonders hervorsticht. Der Gletscher ist in zwei Hauptbereiche unterteilt: den westlichen Gletscherteil, bekannt als Vestisen, und den östlichen Teil, Østisen. Diese beiden Bereiche sind durch eine imposante Eislandschaft miteinander verbunden und zusammen bilden sie das Svartisen-Massiv. Vom Svartisen aus gehen viele Arme in die Täler und Fjorde. Insgesamt gibt es 60 Gletscherarme.

Geologisch betrachtet ist Svartisen ein Überbleibsel der letzten Eiszeit. Die Gletscherzunge von Engabreen, die bis auf 20 Meter über dem Meeresspiegel reicht, ist eine der tiefstgelegenen Gletscherzungen auf dem europäischen Festland. Diese ungewöhnlich niedrige Lage ermöglicht es Besuchern, den Gletscher relativ einfach zu erreichen und die beeindruckenden Eisformationen aus nächster Nähe zu erleben.

Die Entstehung des Svartisen Gletschers ist eng mit den klimatischen und geologischen Prozessen der Region verbunden. Vor Tausenden von Jahren entstanden durch den Druck von sich bewegenden Eismassen tiefe Täler und Fjorde, die heute charakteristisch für die norwegische Küstenlandschaft sind. Der Gletscher selbst besteht aus mehreren Eisschichten, die durch Schneefall über Jahrhunderte hinweg aufgebaut wurden und die durch den Druck des darüber liegenden Eises komprimiert wurden.

Svartisen spielt eine wichtige Rolle im regionalen Wasserhaushalt, da das Schmelzwasser des Gletschers in zahlreiche Flüsse und Seen der Umgebung fließt. Diese Wasserquellen sind entscheidend für die örtliche Flora und Fauna und beeinflussen das Mikroklima in der Region.

Unser Landausflug am Svartisen Gletscher

Wir werden im Hollandsfjord an Land gehen und eine kurze Wanderung zum sogenannten „Engabrä“ oder auch „Engenbreen“ unternehmen. Diese Gletscherzunge endete noch um 1900 direkt am Ufer. Das Eis hat sich aber inzwischen schon recht weit zurückgezogen. Seit den 40er Jahren endet die Gletscherzunge kurz vor einem kleinen Gletschersee, der durch einen großen Abbruch während einer Wärmeperiode in den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden ist. Dieser Gletschersee ist smaragdgrün und bildet einen wunderbaren Kontrast zur blauen Gletscherzunge.

Svartisen Gletscher Norwegen Kreuzfahrtschiff

Mit dem Tenderboot setzen wir in unmittelbarer Nähe zum Svartisen-Gletscher zu einem kleinen Pier über. Von dort aus führt ein Weg zu einem Gletschersee. Die Wanderung von der Anlegestelle bis zum Gletschersee dauert etwa 20 – 30 Minuten. Vom Ufer des Sees aus genießen wir eine ganz fantastische Aussicht auf die Abbruchkante des Gletschers und den Wasserfall, der dort entspringt und in den See führt.

Direkt am Gletschersee befindet sich eine Gaststätte mit Blick auf den Svartisen. Bei unserem Besuch spät abends hatte sich leider geschlossen, sie soll jedoch während der Sommersaison grundsätzlich geöffnet sein und hausgemachte Speisen für Snacks, Mittag- oder Abendessen bieten. Das Restaurant Brestua verfügt über etwa 100 Sitzplätze und eine große Außenterrasse.

Einige berühmte Persönlichkeiten sollen schon den Svartisen besucht haben – beispielsweise Fridtjof Nansen.  In der Gaststätte sollen Bilder von den berühmten Besuchern zeugen.

Möglich ist auch eine Wanderung direkt bis an den Gletscher heran. Der Wanderweg führt links um den See herum und man sollte für den Hin- und Rückweg jeweils etwa 40 Minuten Zeit einplanen. Vom Ende der Schotterstraße bis zum Rand des Gletschers sind es etwa 1,5 km in einer Richtung und etwa 200 Höhenmeter. Unbedingt erforderlich ist dafür gutes Schuhwerk und dem Wetter angepasste Wanderkleidung.

Svartisen Gletscher Holandsfjord Norwegen

Auf eigene Faust zum Svartisen Gletscher in Norwegen

Auch wenn man nicht mit einem Kreuzfahrtschiff Station im Holandsfjord macht, kann man den Svartisen besuchen. Von Holand aus werden verschiedene Touren angeboten. Es gibt geführte Gletschertouren, man kann aber auch nur mit einem Fahrgastschiff von Holand aus bis zur Anlegestelle in der Nähe des Gletschers fahren und dann die vorstehend beschriebene Wanderung unternehmen.

Es gibt weitere gut markierte Wanderwege, die durch die umliegende Landschaft führen und spektakuläre Ausblicke auf den Gletscher bieten. Eine der bekanntesten Routen ist die Wanderung zum Aussichtspunkt „Tåkeheimen“, von dem aus man einen atemberaubenden Blick auf die Gletscherzunge Engabreen hat. Die Wanderung ist mittelschwer bis schwer und bei Regen wegen rutschigger Felsen nicht empfehlenswert. Sie führt den Besucher in die direkte Nähe des Gletschers. Auch der Blick von oben auf die Gletscherseen ist grandios.

Mehr Informationen über die diversen Ausflugsmöglichkeiten, Restaurants und sogar Ferienhäusern gibt es hier: http://www.svartisen.no/

Bei allen Aktivitäten am Svartisen-Gletscher ist es wichtig, sich der potenziellen Gefahren bewusst zu sein und entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Das Gletschereis kann rutschig und instabil sein, weshalb das Tragen geeigneter Ausrüstung und die Begleitung durch erfahrene Führer empfohlen wird. Begib dich nicht allein auf das Eis! Die erfahrenen Gletscherführer wissen, wo es sicher ist, das Eis zu betreten und welche Ausrüstung dafür erforderlich ist.

Der Engenbreen-Gletscher ist in ständiger Bewegung und das Eis stürzt vom Gletscherplateau nach unten und schiebt die Front vor sich her. Eislawinen sind Eisblöcke, die vom Gletscher abbrechen. Die tonnenschweren Blöcke können sich lösen und stellen eine ständige Gefahrenquelle dar.

Zudem sollten Besucher den natürlichen Lebensraum respektieren und keine Abfälle hinterlassen, um die Umwelt zu schützen.

Umweltaspekte und Klimawandel

Der Svartisen Gletscher ist ein sensibler Indikator für die Auswirkungen des Klimawandels in der Arktis und subarktischen Regionen. Wie viele andere Gletscher weltweit, ist auch der Svartisen von den steigenden globalen Temperaturen betroffen, was zu erheblichen Veränderungen in seiner Struktur und Ausdehnung führt.

Der Svartisen-Gletscher hat in den letzten Jahrzenten einen deutlichen Rückgang seiner Fläche erfahren. Studien zeigen, dass sich die Gletscherzunge in diesem Zeitraum merklich zurückgezogen hat. Insbesondere die Engabreen-Gletscherzunge, ein Teil des westlichen Gletschers Vestisen, hat sich stark verkürzt. Dieser Rückgang ist ein deutliches Zeichen für den allgemeinen Verlust an Gletschermasse.

Zusätzlich zur Verringerung der Gletscherfläche hat auch die Eisdicke des Svartisen abgenommen. Die durchschnittliche Dicke des Gletschers ist über die Jahre gesunken, was auf die Erwärmung und das zunehmende Abschmelzen des Eises zurückzuführen ist. Die Eisschmelze ist insbesondere in den wärmeren Sommermonaten ausgeprägter, was den Gletscher weiter destabilisiert.

Der Fließprozess des Eises und die topografischen Gegebenheiten des Gletschers beeinflussen, wie schnell das Eis von den höheren Lagen zur Zunge gelangt. Diese Gletscherbewegung wird durch die Schubkraft der Eismasse und das Schmelzen an der Gletscherbasis (aufgrund des Drucks und der relativ wärmeren Temperaturen) vorangetrieben.

Alle Berichte zu unserer Nordland-Kreuzfahrt

 

3 Kommentare zu „Svartisen – zweitgrößter Gletscher in Norwegen“

  1. Der Artikel über den Svartisen-Gletscher hat mir richtig Lust gemacht, Norwegen zu bereisen! Besonders spannend fand ich den Abschnitt über das „schwarze Eis“ und wie es durch Luftblasen und Sedimente seine Farbe bekommt. Auch die Wanderungen klingen fantastisch – vor allem die Tour entlang der Gletscherzunge Engabreen. Es scheint ein beeindruckender Ort zu sein, der nicht nur landschaftlich atemberaubend ist, sondern auch in Bezug auf den Klimawandel zum Nachdenken anregt.

  2. Vielen Dank für den schönen Artikel und die beeindruckenden Fotos! Darf ich fragen, ob der ‚Ausflug‘ mit dem Kreuzfahrtschiff für Sie ausreichend war, um den Gletscher zu erleben, oder würden Sie sich beim nächsten Mal mehr Zeit nehmen und ihn noch intensiver erkunden wollen?

    1. Hm, gute Frage. Tatsächlich lag der Focus bei dieser Kreuzfahrt nicht nur auf diesem einen Highlight, sondern wir hatten viele wundervolle Erlebnisse auf Island, Spitzbergen, den Lofoten und nicht zu vergessen im Geiranger Fjord. Insofern war die Wanderung zum Gletschersee für diese Station der Reise aus meiner Sicht völlig okay und ich hätte mir zu diesem Zeitpunkt kein längeres Verweilen gewünscht.

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