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Mit dem Kreuzfahrtschiff von Island nach Spitzbergen
Sind Seetage langweilig? Unser Kreuzfahrtschiff hat Island verlassen und ist nun auf dem Weg nach Spitzbergen. Drei Seetage liegen vor uns, bis wir Ny Alesund erreichen werden. Ich mag Seetage, aber gleich drei am Stück? Nun ja, ich habe bisher schon hunderte Fotos gemacht, da werde ich ja viel Zeit haben, diese zu sichten, zu sortieren und zu bearbeiten. Dachte ich. Weit gefehlt! Der erste Seetag begann schon mal ganz anders als erwartet und endet mit einem wundervollen Erlebnis in der Mitternachtssonne.
Wir absolvieren die Polartaufe
In der Nacht haben wir den Polarkreis bei 66° 33‘ nördlicher Breite überquert. Am späten Vormittag ist damit natürlich die obligatorische Polartaufe fällig. Nachdem wir 2010 bereits die Äquatortaufe absolvierten, nehmen wir natürlich auch an der Polartaufe teil. Das Team der Columbus ist gnädig, die Täuflinge werden glücklicherweise nicht in den Pool geworfen. Jeder Täufling bekommt einen klebrigen Schaum ins Gesicht und einen Schiffsstempel auf die Stirn. Jetzt, wenn ich das hier schreibe, hört es sich schlimmer an, als es ist. Übrigens: die Stempelfarbe geht wunderbar mit ein wenig Gesichtscreme ab. Schließlich erhält der Kapitän von Neptun die Erlaubnis zur Weiterfahrt in die nordischen Meere.
Den Rest des Tages entspannen wir in der Observation Lounge und ich komme dann tatsächlich noch dazu, meine Fotos zu sichten.
Jan Mayen und der Beerenberg in der Mitternachtssonne
Mittlerweile ist es draußen auch richtig kalt geworden, dicke Kleidung ist nun an Deck erforderlich. Die Sonne geht jetzt nicht mehr unter und es klart abends gegen 22 Uhr sogar auf – blauer Himmel und Sonnenschein. Quasi als Entschädigung für den nebligen und regnerischen Tag in Isafjördur haben wir einen fantastischen Abend mit Mitternachtssonne. Wir passieren die Insel Jan Mayen bei strahlendem Sonnenschein. Der Beerenberg – 2277 Meter hoch – ist gut sichtbar. Glaubt man dem Reiseführer, liegt Jan Mayen an rund 300 Tagen im Jahr im Nebel. Da haben wir wohl einen der restlichen 65 Tage erwischt.
Am zweiten Seetag gibt es rund um das Schiff nicht wirklich etwas zu sehen. Nur Wasser.
Der Seegang ist ein wenig stärker geworden und inzwischen schwankt das Schiff doch ein wenig. Bisher war ja das Meer nahezu glatt und jetzt ist doch ein wenig zu spüren.
Zwar gibt es diverse Vorträge, eine Modenschau und ein Sportprogramm, aber ich ziehe es vor, ganz einfach die Ruhe zu genießen: lesen, auf das Meer schauen und relaxen.
Nachmittags gibt es Crepe Suzette in der Observation Lounge – mmh, einfach köstlich.
Wir erreichen die Packeisgrenze
Inzwischen ist es draußen richtig kalt geworden, Lufttemperatur -1 Grad Celsius. In unserer Kabine und auch in den öffentlichen Räumen ist es wohlig warm, also alles kein Problem.
Am Vormittag gibt es wieder ein Showkochen. Diesmal sorgt der Chefkoch in der Lounge auf Deck 5 für Unterhaltung. Er erläutert, wie man Lachs beizt und dann auch noch hauchdünn aufschneidet.
Natürlich hat er da auch schon mal was vorbereitet, damit die Passagiere auch ausgiebig kosten können.
Um 12:15 Uhr kommen die ersten Eisschollen in Sicht. Unser Schiff hat also die Packeisgrenze erreicht. Packeis ist gefrorenes Meerwasser, nicht zu verwechseln mit den Eisbergen, die durch das Kalben der Gletscher entstehen und aus Süßwasser bestehen. Das Packeis ist nicht durchgehend, sondern besteht aus vielen einzelnen Eisschollen. Diese treiben zum Teil sehr dicht auf der Wasseroberfläche, an anderen Stellen sind große Abstände zwischen den einzelnen Eisschollen.
Einige Seevögel lassen sich auch noch blicken – sogar zwei Papageientaucher können wir fotografieren.
Hapag Lloyd versteht es sehr gut, ein solches Highlight wie das Erreichen der Packeisgrenze zu zelebrieren – damit uns nicht kalt wird, servieren die Kellner an Deck leckeren Lumumba.
Der Kapitän hatte sich das Ziel gesetzt, bis zum 80. Breitengrad zu fahren. Aber das Packeis wird immer dichter und dieses Ziel wird nicht erreicht. Bei knapp über 79 Grad nördlicher Breite ist Schluss. Die Wetterbedingungen sind optimal, wir haben eine sehr klare Sicht und sehr ruhige See. Daher verbleiben wir einige Zeit an der Packeisgrenze und fahren sogar ein wenig durch das Eis.
Dann kommen auch noch Robben in Sicht – kann der Tag noch schöner werden?
Ankunft im Smeerenburgfjord
Ja, der Tag wird noch schöner. Während seiner Nachmittagsdurchsage kündigt der Kapitän für den Abend ein ganz besonderes, unerwartetes Highlight an: wir werden Spitzbergen erreichen und in den Smeerenburgfjord hineinfahren. Dort wird das Schiff einige Zeit kreuzen.
Erwartete Ankunftszeit ist 20 Uhr; da werden wir also unser Abendessen im Polo Grill, einem der beiden Spezialitätenrestaurants, unterbrechen.
Der Anblick der sich uns bei der Einfahrt in den Smeerenburgfjord bietet, ist überwältigend! Mehrere Gletscherzungen schlängeln sich zwischen den hohen Bergen zum Meer hinunter und die Abbruchkanten sind vom Schiff aus sehr gut zu erkennen. Das Eis ist tatsächlich so blau, wie es auf vielen Fotos zu sehen ist. Und als Krönung des Ganzen zeigt sich auch der Himmel in einem strahlenden blau als Kontrast zu den schneebedeckten Bergen. Die Mitternachtssonne und der windgeschützte Fjord bewirken, dass es richtig warm ist und man eigentlich gar keine Jacke bräuchte.
Nach dem Abendessen gehen wir noch lange in die Observation Lounge. Durch die Mitternachtssonne ist es taghell. Der Anblick ist einfach so beeindruckend, dass wir uns gar nicht davon lösen können und jeden einzelnen Moment genießen möchten. Wer denkt bei einem solchen Ausblick ans Schlafengehen?
Ist der Magdalenenfjord wirklich der schönste Fjord Spitzbergens?
Nach dem Smeerenburgfjord warten wir nun gespannt auf den Magdalenenfjord. Dieser wird allgemein als der schönste Fjord Spitzbergens bezeichnet. Wir erreichen den Magdalenenfjord frühmorgens um 06:30 Uhr und natürlich sind wir extra früh aufgestanden und stehen pünktlich an Deck.
Wir treffen dort auf die MS Bremen, die zur Zeit rund um Spitzbergen unterwegs ist. Allem Anschein nach haben die Passagiere der MS Bremen die Getränkevorräte leergetrunken und die Vorräte unseres Schiffes müssen aushelfen. Wir beobachten, wie ein Zodiac von der Bremen an der Columbus 2 anlegt und die Mitarbeiter diverse Kartons alkoholischer Getränke verladen.
So wie wir den Magdalenenfjord erleben, würde ich die Bezeichnung „schönster Fjord“ nicht bestätigen. Vielleicht liegt es an dem bewölkten Himmel heute, aber der Smeerenburgfjord gestern abend hat mich wesentlich mehr beeindruckt.
Der Lilliehöökfjord
Bevor wir am frühen Nachmittag Ny Alesund erreichen werden, fährt der Kapitän noch in einen weiteren Fjord mit einem gigantischen Gletscher. Es ist der Lilliehöökfjord mit einem Gletscher gleichen Namens. Dieser Gletscher ist lt. Durchsage des Lektors 28 km lang und an seiner Abbruchkante 4 km breit. Entfernungen auf dem Meer und vom Schiff aus sind offensichtlich nur sehr schwer einzuschätzen. Niemals hätte ich gedacht, dass die Abbruchkante des Gletschers 4 km breit ist!
Wir bleiben eine ganze Weile in diesem Fjord und nachdem wir ausgiebig fotografiert und gefilmt haben, genießen wir einfach nur noch den Ausblick. Wieder gestaltet Hapag Lloyd den Besuch in diesem Fjord zum Event: an Deck wird Glühwein ausgeschenkt.
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Skarsvag, Norwegen: Das Nordkap im Licht der Mitternachtssonne
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Bergen, Norwegen: Das Tor zu den Fjorden und ein Farewell
Informationen zum Schiff: Columbus 2 – ein Schiff zum Wohlfühlen
Traumhafte Naturbilder. Absolut nicht meine Temperaturen – und wenn ich mir überleg, wie lange Salzwasser braucht, dass es gefriert, krieg ich Frostbeulen beim Gedanken an diese Minusgrade, in denen sich aber die Robben ja ganz wohl zu fühlen scheinen *bibber* – aber die fotografischen Eindrücke und deine sehr greifbare Beschreibung der Natur sind ein toller Ausgleich. Darauf erst mal ’nen Lumumba… 😉 Toll, toll, toll. Sehr gern gelesen. (Im Warmen.^^) LG Julia
Was für eine tolle Reise! Mein bislang unerfüllter Traum ist immer noch, mal an einer Kreuzfahrt genau in dieser Ecke des Globus – was für ein Paradoxon! – teilzunehmen. Der Norden reizt mich schon immer mehr als der Süden.
Viele Grüße
Salvia
Ich bin ganz verzaubert von den wunderschönen Bildern und Erlebnissen. Besonders das Bild der winkenden Robbe hat mich gefesselt. Großartig.
Muss man für eine solche Reise spezielle Kleidung einpacken?
Meine Schiffserfahrungen waren eher in wärmeren Gewässern 🙂
Liebe Grüße, Katja vom WellSpa-Portal.de