Während unserer Kreuzfahrt von Manaus nach Caracas mit der MS Deutschland im Jahr 2010 liegt auf der Route eine Insel, deren Name uns nicht allzu viel sagte: die Île Royale, eine der drei Inseln, welche die Inselgruppe Îles du Salut vor der Küste von Französisch-Guayana bilden. Neben der Île Royale gibt es noch die Île St-Joseph und Île du Diable. Aber was macht die Insel zu einem Lost Place?
Der Name der Inselgruppe wirkt angesichts ihrer jüngeren Vergangenheit irgendwie unpassend: Îles du Salut bedeutet Inseln des Heils. Während einer auf dem Festland ausgebrochenen Gelbfieberepidemie flüchteten die Nonnen eines Klosters auf die nahegelegenen Inseln und überlebten so die Epidemie. Aus Dankbarkeit entstand der Name der Inseln.
Das war im 17. Jahrhundert. Rund 200 Jahre später dienten dann die drei Inseln fast 100 Jahre als Gefängnisinseln und Strafkolonie für Deportierte und wurden erst nach dem Zweiten Weltkrieg von Frankreich endgültig aufgegeben.
Eine weltweite traurige Berühmtheit erlangten die Inseln durch den Roman „Papillon“ der die Geschichte des bekanntesten Gefangenen der Insel, Alfred Dreyfus, erzählt, und seine Verfilmung im Jahr 1973.
Das alles hatte ich in Vorbereitung der Reise gelesen und bin nun doch recht gespannt, was uns hier erwartet. Für unseren individuellen Landgang haben wir leider nur einen halben Tag zur Verfügung. Gegen Mittag müssen wir wieder an Bord sein, wenn die MS Deutschland wieder Anker lichten und die Fahrt fortsetzen wird.
Unser Schiff liegt auf Reede und ein Tenderboot bringt uns an Land. So auf den ersten Blick wirkt die Île Royale, als wäre sie einem Reisekatalog entnommen: Palmen, die sich im Wind wiegen, das blaue Meer, eine malerische Küste mit großen Steinen und starker Brandung. Man könnte sie für eine ganz normale karibische Insel halten.
Auf den zweiten Blick offenbart sich die Vergangenheit der Insel: es gibt viele Ruinen aus längst vergangener Zeit zu besichtigen, die von der Vegetation malerisch überwuchert sind.
Wir begeben uns auf den Rundweg, der um die Insel führt. Immer wieder öffnen sich durch die tropische Vegetation wundervolle Ausblicke auf das Meer und auf die MS Deutschland, die vor der Insel vor Anker liegt.
Wir passieren das ehemalige Krankenhaus, schauen in einen Zellentrakt, und besichtigen einen kleinen Friedhof. Wir bewundern den Naturpool, den die Gefangenen mit großen Steinen am Ufer anlegen mussten und doch selbst nie nutzen durften. Er war für den Gefängnisdirektor und seine Angehörigen, da das Baden im offenen Meer wegen der vielen Haie und der starken Brandung nicht möglich war. Wie für einen Lost Place typisch, holt sich die Natur ihr Terrain zurück. Einige Gebäude sind schon sehr stark von Pflanzen überwuchert.
In der ehemaligen Villa des Gefängnisdirektors befindet sich ein kleines Museum mit Souvenirshop; da die Insel zu Frankreich gehört, kann man hier – mitten in der Karibik – mit Euro bezahlen.
Unser Schiff ist das einzige vor Anker liegende an diesem Tag und so haben wir (und ca. 200 andere Gäste) die Insel ganz für uns allein. Das verteilt sich sehr schnell und so können wir ganz die Ruhe der Insel genießen. Nicht nur die sehr natürlich wirkende Vegetation begeistert uns, auch die Fauna ist sehenswert. Wir beobachten einen Affen, der sehr geschickt versucht, eine Kokosnuss zu öffnen. Außerdem begegnen uns Agutis und Fasane.
Fazit: ein sehr interessanter Landgang!
Leider müssen wir schon um 12:30 Uhr wieder an Bord sein und so nehmen wir dann den Tender zurück zum Schiff.