Gleich an der ersten Station unserer Karibik-Kreuzfahrt mit der Seabourn Spirit erleben wir die Vorteile, mit einem kleinen Schiff unterwegs zu sein. Wir steuern einige „Geheimtipps“ der Karibik an, auf denen der Massentourismus (noch) nicht angekommen ist. Die erste Station ist Bequia. Sagt mir auf Anhieb erst mal nichts, von dieser Insel hatte ich bisher noch nie etwas gehört.
Inhalt

Bequia, die „Insel der Wolken.
Bequia (gesprochen: Beck-way) ist eine hügelige Insel vulkanischen Ursprungs, die überall mit sattem Grün bedeckt ist. Davor in der Bucht das türkisfarbene Meer mit vielen kleinen und großen Segelbooten und Yachten. Ein Traum. Ein Karibiktraum.

Die Insel gehört zum Staat „St. Vincent & the Grenadines“ und ist eine kleine überschaubare Insel – wenn auch die größte Insel der Grenadinen. Diese kleine, aber charmante Insel, die zu den Grenadinen gehört, bietet alles, was man sich von einem tropischen Paradies erhofft: kristallklares Wasser, weiße Sandstrände und eine entspannte Atmosphäre, die es schwer macht, sich nicht sofort in diese Insel zu verlieben.
Der Name Bequia bedeutet in der Sprache der Sprache der Urbevölkerung „Insel der Wolken“. Wer beim Stichwort Wolken jetzt schlechtes Wetter befürchtet, liegt allerdings komplett falsch: Die Temperaturen fallen kaum unter 21 Grad und die Wassertemperatur liegt ganzjährig bei 26 – 28 Grad Celsius. Die Hauptsaison geht von Dezember bis April, Nebensaison im November und Mai. Die Hurrikansaison in der Karibik dauert von Juni bis Oktober.
Bequia, mit einer Fläche von nur etwa 18 Quadratkilometern, ist ein wahres Juwel für Reisende, die das Authentische und Unberührte suchen. Hier gibt es keinen Massentourismus, keine Hochhäuser und keine überlaufenen Strände. Stattdessen erwarten die Besucher malerische Fischerdörfer, freundliche Einheimische und ein Lebensrhythmus, der sich an der Sonne und dem Meer orientiert.
Unser Schiff liegt auf Reede in der Admiralty Bay vor Port Elisabeth, dem größten Ort der Insel. Den Namen hat der Ort zu Ehren eines Besuches der englischen Königin erhalten, das Land gehört dem Commonwealth an. Port Elisabeth ist gleichzeitig der Hauptort der Insel und hier befinden sich auch die meisten Hotels, Restaurants und Bars.
Ein Blick in die Geschichte der Insel
Die Insel hat eine reiche Geschichte, die sich in ihrer Architektur, den Traditionen und dem Alltag der Bewohner widerspiegelt. Das Eiland war ursprünglich von den Kariben besiedelt, bevor es im Laufe der Jahrhunderte unter britischen, französischen und niederländischen Einfluss geriet. Diese verschiedenen Einflüsse haben Bequia zu einem kulturellen Schmelztiegel gemacht, der sich in den Traditionen, der Architektur und dem täglichen Leben der Einwohner widerspiegelt.
Ein zentraler Bestandteil der Geschichte Bequias ist der Walfang, der im 19. Jahrhundert von amerikanischen Walfängern eingeführt wurde. Obwohl der kommerzielle Walfang heute fast vollständig eingestellt ist, bleibt diese Tradition ein wichtiger Teil der Identität der Insel. In Port Elizabeth kann man die Überreste dieser Ära im Bequia Heritage Museum erkunden und mehr über die Bedeutung des Walfangs für die Inselgemeinschaft erfahren.
Die Strände auf Bequia
Ganz in der Nähe von Port Elisabeth – in ungefähr 20 Minuten über den Belmont Walkway fußläufig zu erreichen – befindet sich die Princess Margaret Bay mit einem der schönsten Sandstrände der Insel. Er ist von üppiger Vegetation umgeben und das ruhige Wasser in der Bucht ist perfekt zum Schwimmen. Am Princess Margaret Beach befindet die sehr beliebte Strandbar Jack’s, die köstliche frische Meeresfrüchte und leckere Cocktails serviert.
Die nächste Bucht ist dann die Lower Bay, ebenfalls mit einem sehr schönen Strand. Dieser Strand ist perfekt für Familien, denn er ist ruhig, hat nur sanfte Wellen, bietet einige gute Möglichkeiten zum Schnorcheln und mehrere kleine Restaurants.
Wir nutzen den Landgang diesmal nicht für einen Strandtag, sondern möchten uns die Insel ein wenig näher anschauen. Wir haben auf dem Schiff den Ausflug „Scenic Bequia“ gebucht – eine Rundfahrt über die Insel. Organisierte Ausflüge vom Schiff sind auf der Seabourn Spirit nicht vergleichbar mit denen größerer Schiffe. Die Ausflüge finden in sehr kleinen Gruppen statt und so sind wir also auch nur sechs Passagiere, die sich am Treffpunkt einfinden.
Fort Hamilton auf Bequia
Zunächst fahren wir zum Fort Hamilton. Von der Festung, die Ende des 18. Jahrhunderts auf einem Hügel nordwestlich der Admiralty Bay gebaut worden ist, ist nicht mehr viel zu sehen. Übrig geblieben sind lediglich ein paar Kanonen, die an einer niedrigen Steinmauer aufgebaut sind und in die Bucht zeigen.

Ein Hinweisschild informiert uns über einen interessanten Aspekt: Das Fort Hamilton wurde nach einem der Gründerväter der Vereinigten Staaten von Amerika benannt, Alexander Hamilton. Zwar hat er niemals einen Fuß auf Bequia gesetzt, sein Vater James lebte jedoch zwischen 1774 und 1790 auf der Insel.

Für die Besichtigung des Forts benötigt man nicht mehr als 15 Minuten. Der wahre Schatz dieses Ortes ist der atemberaubende Panoramablick über die Admiralty Bay und die umliegenden Inseln, schon deswegen lohnt sich der Aufstieg oder die Fahrt zum Fort. Ganz toll muss der Ausblick auch bei Sonnenuntergang sein, allerdings sind wir zu diesem Zeitpunkt bereits wieder zurück auf dem Schiff.
Schildkröten Aufzuchtstation „Old Hegg Turtle Sanctuary“ auf Bequia
Nächster Programmpunkt des Ausflugs ist ein Besuch im „Old Hegg Turtle Sanctuary“. Dies ist eine Aufzuchtstation für Karettschildkröten. Es wurde 1995 von Orton „Brother“ King gegründet, einem ehemaligen Fischer. Das Turtle Sanctuary befindet sich an der Ostküste von Bequia in der Nähe von Industry Bay, einem ruhigen und abgelegenen Teil der Insel.
Im Turtle Sanctuary gibt es verschiedene Becken, in denen die Schildkröten in verschiedenen Entwicklungsstadien gehalten werden – von frisch geschlüpften Babys bis hin zu älteren Schildkröten, die bereit für die Auswilderung sind. Wir können beobachten, wie die Schildkröten gefüttert werden, und erhalten einen Einblick in die Pflege und Aufzucht der Tiere.

Der Betreiber erläutert uns das Projekt: Sie überwachen die Strände und Nester und versuchen, die Eier vor Wilderern zu schützen. Sie sammeln Jungtiere ein und ziehen diese bis zum Alter von 5 Jahren auf, bis sie wieder in das Meer entlassen werden. Nach eigenen Angaben wurden auf diese Art und Weise bereits mehr als 2000 Schildkörten, meist Karettschildkröten, vor Bequia in cid Freiheit entlassen. Diese Vorgehensweise ist sehr umstritten und auch die Haltung der eigentlich als Einzelgänger bekannten Tiere in Gruppen in den kleinen Becken findet viele Kritiker. Auch bei mir hinterlässt die Besichtigung der Schildkrötenfarm doch eher gemischte Gefühle.
Karibikfeeling auf Bequia
Auf dem Rückweg von der Schildkrötenfarm nach Port Elisabeth machen wir noch einmal einen Stop an einem Aussichtspunkt und genießen die Aussicht auf die Admiralty Bay von der dem Fort Hamilton gegenüberliegenden Seite. Anschließend bummeln wir durch den kleinen Hafenort und bewundern die bunten Häuser.

Wir lassen uns ein wenig treiben. Straßenhändler bieten in der Nähe des Strandes frische Kokosnüsse zum Kauf an – natürlich wird die harte Schale auch gleich geöffnet. Perfekt, das ist Karibikfeeling – wir lassen uns das frische Kokoswasser schmecken.
Wie kommt man nach Bequia?
Dass die Insel vom Massentourismus verschont bleibt, hat einen ganz simplen Grund: die Anreise nach Bequia gestaltet sich nicht ganz einfach.
Sofern man nicht wie wir mit einem Schiff unterwegs ist – und das schließt ausdrücklich die großen Kreuzfahrtschiffe nicht ein – muss man auf der Flugstrecke ab Deutschland mehrfach umsteigen.
Anreise über den Flughafen von St. Vincent
Der nächstgelegene größere Flughafen zu Bequia befindet sich auf der Hauptinsel St. Vincent, dem Argyle International Airport (SVD). Dieser Flughafen wird von mehreren internationalen Fluggesellschaften angeflogen, mit Verbindungen aus Nordamerika, Europa und anderen karibischen Inseln. Oft führt die Reise nach Bequia über einen Umstieg in Barbados oder St. Lucia.
Von St. Vincent aus gibt es regelmäßige Fährverbindungen nach Bequia. Die Fahrt mit der Fähre dauert etwa 1 Stunde und bietet wunderschöne Ausblicke auf die umliegenden Inseln. Fährgesellschaften wie Bequia Express und Admiralty Transport betreiben diese Route mehrmals täglich.
Als Alternative zur Fährverbindung gibt es die Möglichkeit, einen Inlandsflug oder Charterflug vom Argyle International Airport in St. Vincent zum J. F. Mitchell Airport (BQU) auf Bequia zu nehmen. Dieser kleine Flughafen wird hauptsächlich von kleineren Flugzeugen und Privatfluggesellschaften bedient. Die Flugzeit ab St. Vincent beträgt etwa 15 Minuten.
Mit dem Segelboot oder Yacht
Bequia ist ein beliebtes Ziel für Segler, und viele Besucher erreichen die Insel auf dem Seeweg. Es gibt mehrere Yachthäfen und Ankerplätze in der Admiralty Bay, wo Sie mit einer Charteryacht oder Ihrem eigenen Boot anlegen können. Besonders während der Bequia Easter Regatta ist die Bucht voller Segelboote aus der ganzen Welt.
Mit dem Kreuzfahrtschiff
Einige kleinere Kreuzfahrtschiffe legen im Hafen von Bequia an. Dies ermöglicht einen Tagesausflug auf die Insel, wobei die Passagiere die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Strände erkunden können. Auf diesem Weg sind wir mit der Seabourn Spirit auf die Insel gelangt – unser Schiff ankert in der Admiralty Bay und die Passagiere konnten mit den Tenderbooten nach Port Elisabeth übersetzen.
Insel-Hopping
Bequia ist auch ein beliebter Zwischenstopp für Reisende, die ein Insel-Hopping in den Grenadinen planen. Sie können kleinere Boote oder Fähren nutzen, um von einer Insel zur nächsten zu reisen, und dabei auch die benachbarten Inseln wie Mustique, Canouan und die Tobago Cays besuchen.
Unabhängig davon, für welche Anreisemöglichkeit du dich entscheidest, wirst du bei der Ankunft auf Bequia sofort von der entspannten Atmosphäre und der natürlichen Schönheit dieser einzigartigen Karibikinsel verzaubert sein.

Teile deine Erfahrungen!
Wenn du schon einmal die Schönheit von Bequia erlebt oder das Old Hegg Turtle Sanctuary besucht hast, würde ich gerne deine Geschichten hören! Oder vielleicht bis du gerade bei der Planung einer Karibikreise? Teile deine Erfahrungen, Tipps oder Fragen in den Kommentaren unten.
Alle Berichte zu den Stationen unserer Karibik-Kreuzfahrt
Barbados: Barbados – Schnorcheln mit Schildkröten und Beobachten von Kolibris
Barbados: Willkommen an Bord
Bequia: Bequia – Karibik ohne Massentourismus
St. Lucia: St. Lucia – Highlights der Insel und Ausflug zum Latille Wasserfall
Guadeloupe: Guadeloupe – Ausflug in den Botanischen Garten Deshaies
Antigua: St. John’s Antigua – Ausflug auf die Insel der 365 Strände
Antigua: Caviar in the Surf auf Prickly Pear Island
St. Maarten: St. Maarten Flughafen – der spektakulärste Airport der Karibik
British Virgin Islands: Jost van Dyke – Traumstrand gefunden!
St. Kitts: St. Kitts – eine Fahrt mit der Scenic Railway
Îles des Saints: Karibische Inseln wie aus dem Bilderbuch
Informationen zum Schiff: Seabourn Spirit – Legerer Luxus in Perfektion
Eine Kreuzfahrt mit so einem kleinen Schiff stelle ich mir einerseits toll vor, weil man an solche Orte kommt. Andererseits muss das doch bei Wind oder Sturm ziemlich schwanken. Wird man da nicht schneller seekrank?
Habe von Bequia ebenfalls noch nie etwas gehört… aber so wie du es beschreibst, klingt es wirklich toll. 🙂 Also ich die Zwischenüberschrift der Schildkröten Aufzuchtstation las, war ich anfangs richtig begeistert! Bin normalerweise wirklich ein Fan von solchen Projekte… aber nachdem ich deine Zeilen dazu gelesen habe, verstehe ich deine gemischten Gefühle… ich weiß auch nicht genau, was ich darüber denken soll.
Euer Tagesausflug nach Bequia klingt wirklich toll und ich hoffe auch der Rest eurer Kreuzfahrt ist gut verlaufen!
LG,
Vici
Es ist wirklich sehr schön, mit einem kleinen Schiff diese versteckten und nicht überlaufenen Häfen anzulaufen. Bequia ist ja eher als Yachthafen bekannt, auf den Fotos ist ja auch zu erkennen, dass dort viele kleine Segelyachten vor Anker liegen. Mit einem großen Kreuzfahrtschiff kommst du dort wahrscheinlich gar nicht hin.
Ganz ehrlich, ich habe auch noch nie zuvor von dieser Insel gehört und in Geografie war ich eigentlich richtig gut 🙂 Aber wieder was dazu gelernt! Ist doch auch schön! Dieses Fleckchen Erde kennen bestimmt nicht viele Leute, wenn du mal davon erzählst!
Bei der Schildkrötengeschichte dachte ich mir, ist es nicht wichtiger, die Tiere zu retten, als dass dort Einzelgänger in Gruppen leben müssen? Ich weiß nicht, ich rette immer gerne alles! Deshalb verstehe ich die Kritik hier nur minimal.
Liebe Grüße
Jana
Huhu,
vielen lieben Dank für die interessanten Einblicke.
Die Schildkrötenfarm finde ich wahnsinnig spannend, zumindest im ersten Moment… Als ich dann weitergelesen habe und auch die kleinen Argumente die dagegen Sprechen muss ich dir sagen: Auch bei mir hinterlässt es einen fragwürdigen und bitteren Beigeschmack. Nicht alles ist super, was man uns verkaufen möchte..
LG Steffi
Toller Beitrag! Bis in die Karibik schaffe ich es wohl nie, der Hunde wegen, dafür habe ich aber meine Blogger Kolleg:innen, die mich – so wie Du – mitnehmen.
Bei Deinem Beitrag fühle ich mich zumindest mitgenommen! Die Aufzuchtstation für Schildkröten finde ich total spannend und ist total in meinem Tierschutz-Sinn! Klasse, dass es sowas gibt!
Liebe Grüße, Bea.
oh ist das schön!!! Ich kann mich an diesem Blau immer gar nicht satt sehen. Oder besser: An diesen Blaus! Irgendwie hat ja jedes Meer und jeder Himmel sein eigenes Blau und ich bin immer total geflasht von diesen Farben! Auch hier bei deinen Fotos.
Wenn die Karibik nur nicht so weit wegwäre. *seufz* Ich bin gar kein Fan von langen Flugreisen :-/
Ich bin in Vorbereitung auf eine gebuchte Karibikkreuzfahrt auf diesen Blog gestoßen und bin von den vielen Tipps begeistert. Bequia steht leider nicht auf unserer Route, aber ich konnte einige Tipps für andere Stationen der Reise finden.